„Der Brand im Hochregallager der Neusiedler-Papierfabrik, die heutige Mondi Neusiedler, in Ulmerfeld-Hausmening im Gemeindegebiet von Amstetten am Christi Himmelfahrtstag 2001 (24. Mai) war eine der größten Einsätze, die die Stadt Amstetten bzw. der Bezirk Amstetten je Region erlebt haben“, erinnert sich Amstettens Abschnittsfeuerwehrkommandant Stefan Schaub an den Brand vor 20 Jahren. „Brand Aus“ konnte erst nach 23 Tagen gegeben werden.
1.250 Feuerwehrmänner und -frauen standen in dieser herausfordernden Zeit im Einsatz und leisteten 15.563 Arbeitsstunden, bis der Brand endgültig gelöscht werden konnte. Es entstand ein Schaden von 500 Millionen Schilling (36,3 Millionen Euro). Der Einsatz erstreckte sich deshalb über so einen langen Zeitraum, weil das eingestürzte Hochregallager mit Hilfe von Spezialbaggern Stück für Stück abgetragen werden musste und während der gesamten Zeit mit großen Wassermengen gekühlt werden musste, um die enorme Wärmeentwicklung einzudämmen. In der 30 Meter hohen und etwa 2.400 Quadratmeter großen Halle wurden rund 8.500 Paletten Papier zerstört. Unmittelbar neben dem Objekt liegt die Rudolfsbahn, diese musste phasenweise aufgrund der starken Rauchentwicklung für den Zugverkehr gesperrt werden.
Durch den umfassenden Angriff mit vier Wasserwerfern, mehreren B- und C-Rohren sowie mit zwei Wenderohren (Hubsteiger FF Amstetten, Drehleiter FF Waidhofen) wurde ein Übergreifen auf die Produktion sowie auf die Abfertigungshalle verhindert. Angrenzende Wohnhäuser konnten durch den massiven Einsatz der Feuerwehren ebenfalls geschützt werden, auch ein Umweltproblem konnten die Feuerwehren abwehren. Abschnittsfeuerwehrkommandant Schaub erinnert sich, dass es einmal gefährlich war als es hieß: „Alle Mann zurück“, weil eine riesige Brandschutzmauer sich aufgrund der extremen Wärmestrahlung so stark verformte, dass ein Einsturz drohte.
Edwin Strasser, aktueller Kommandant der Betriebsfeuerwehr (BTF) Mondi, erzählt, dass die Rauchsäulen bis Linz zu sehen gewesen sind. Durch die hohe Brandintensität war die Thermik so stark, dass verbrannte Papierfetzen bis nach Haag transportiert worden sind. Bei aller Tragik kann er auch eine Anekdote zum Besten geben, die zum Schmunzeln bringt: „Wir wurden kulinarisch sehr gut versorgt. Die acht Kilo, die ich mir in diesen drei Wochen angegessen habe, habe ich mir behalten.“ Die Versorgung – immer ein wesentlicher Bestandteil bei jedem längeren Einsatz – war also bestens organisiert!
Das besagt die Statistik: Der Brand begann am 24. Mai 2001 um 16.29 Uhr, und dauerte bis 15. Juni. 59 Feuerwehren des Bezirks Amstetten sowie 38 Wehren aus den Nachbarbezirken Scheibbs und Melk standen im Einsatz. Zur Brandbekämpfung wurden 27 Millionen Liter Löschwasser aus der Ybbs und aus dem öffentlichen Hydrantennetz entnommen. Einsatzleiter war der damalige Kommandant der BTF Neusiedler, Siegfried Wurzer.
Abschnittsfeuerwehrkommandant Schaub zieht ein wichtiges Resümee: „Da die Feuerwehren sehr breit aufgestellt sind, konnten wir über lange Zeit die Lösch- und Nachlöscharbeiten durchführen. Eine Feuerwehr oder ein Abschnitt alleine hätten wohl nur zwei, drei Tage durchgehalten.“ Durch die gute Zusammenarbeit der 97 Feuerwehren im Bezirk und der Nachbarbezirke Melk und Scheibbs konnte dieser langwierige Einsatz effizient abgearbeitet werden.
Fotos: Stefan Schaub, Abschnittsfeuerwehrkommandant von Amstetten-Stadt und Edwin Strasser, Kommandant der Betriebsfeuerwehr Mondi, vor der einstigen Brandstelle.
– Afkdo Amstetten / Archiv: Bilder vom Brand